Eine neue EU-Behörde in Frankfurt nimmt ihre Arbeit auf. Ziel ist es, illegale Finanzströme zu stoppen und europaweite Standards zu schaffen. Frankfurt setzte sich gegen sechs andere Städte durch. Deutschland steht dabei besonders unter Druck.
Inhaltsverzeichnis:
- Amla übernimmt Kontrolle über 40 Hochrisikobanken
- Bruna Szego fordert einheitliche Regeln
- Deutschland im Fokus wegen hoher Summen
- Frankfurt stärkt seine Rolle im Finanzsystem
Amla übernimmt Kontrolle über 40 Hochrisikobanken
Die neue EU-Behörde gegen Geldwäsche, die "Anti-Geldwäsche-Behörde" (Amla), hat am Sitz in Frankfurt ihre Arbeit aufgenommen. Sie soll künftig rund 40 Banken mit grenzüberschreitender Tätigkeit und hohem Geldwäscherisiko direkt überwachen. Dazu gehören auch Anbieter von Dienstleistungen rund um digitale Vermögenswerte.
Die Behörde soll über mehr als 400 Beschäftigte verfügen. Ihre Aufgaben reichen von der direkten Aufsicht über Institute bis zur Koordination nationaler Aufsichtsstellen. Ziel ist ein einheitlicher, effizienter Kampf gegen Geldwäsche in ganz Europa.
Bruna Szego fordert einheitliche Regeln
Bruna Szego, die Leiterin der neuen Behörde, kritisiert die bisherige Zersplitterung der Systeme in Europa. Aktuell existieren 27 verschiedene nationale Regelungen zur Bekämpfung von Geldwäsche. Szego betont, dass diese Vielfalt Lücken für Kriminelle schafft.
Die Vereinheitlichung der Regeln soll organisierte Kriminalität, Drogenhandel, Menschenhandel und Terrorismus eindämmen. Dazu wird Amla eng mit den Mitgliedstaaten zusammenarbeiten. Auch der Austausch mit bestehenden Institutionen auf nationaler und europäischer Ebene wird intensiviert.
Deutschland im Fokus wegen hoher Summen
Laut einer Analyse der Nasdaq-Tochter Verafin wurden 2023 rund 750 Milliarden US-Dollar an illegalem Geld durch das europäische Finanzsystem geschleust. Allein auf Deutschland entfielen etwa 130 Milliarden Dollar, also knapp 17 Prozent der Gesamtsumme. Das macht Deutschland zum Spitzenreiter in Europa.
Ein Hauptgrund ist die weite Verbreitung von Bargeldzahlungen, die anonyme Transaktionen erleichtern. Dieser Ruf als "Geldwäsche-Paradies" stellt für Deutschland eine große Herausforderung dar – gleichzeitig aber auch eine Gelegenheit, durch die Amla Vertrauen zurückzugewinnen.
Frankfurt stärkt seine Rolle im Finanzsystem
Frankfurt setzte sich im Februar 2024 gegen Rom, Wien, Dublin, Madrid, Brüssel und Paris durch. Für Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) ist die Ansiedlung ein Meilenstein. Der Finanzplatz soll weiter gestärkt werden. Frankfurt gilt bereits heute als führendes Zentrum für Finanzaufsicht in Europa.
Lars Klingbeil, Bundesfinanzminister, betont: „Wir wollen Betrüger, Steuerhinterzieher und Geldwäscher beim Geld treffen.“ Die Amla sei ein entscheidender Schritt in der europäischen Strategie zur Bekämpfung der Finanzkriminalität. Ziel sei es, illegal erworbene Vermögenswerte zu entziehen und kriminellen Strukturen die Grundlage zu entziehen.
Die wichtigsten Fakten im Überblick:
Sitz der neuen EU-Behörde ist Frankfurt am Main.
Überwachung von 40 grenzüberschreitend tätigen Hochrisikobanken.
Über 400 Beschäftigte sollen für mehr Einheitlichkeit sorgen.
Deutschland ist mit 130 Mrd. US-Dollar führend bei illegalen Finanzströmen.
Ziel ist die europaweite Vereinheitlichung der Geldwäschebekämpfung.
Quelle: ZVW