Die Diskussion um den künftigen Standort der Europäischen Schule Frankfurt zieht sich weiter hin. Trotz zahlreicher Sitzungen, Prüfungen und Vorschläge liegt bislang kein konkretes Ergebnis vor. Baudezernentin Sylvia Weber (SPD) kündigte im Sommer eine Entscheidung bis Ende 2025 an, doch Fortschritte bleiben aus. Bewohner, Schausteller und Vertreter verschiedener Initiativen befürchten, dass der geplante Umzug tief in das gesellschaftliche Leben eingreifen könnte.
Inhaltsverzeichnis:
- Ratsweg-Festplatz sorgt für Unruhe
- Prüfung von Alternativen in ganz Frankfurt
- Politische Kritik an Verzögerungen
- Zeitdruck und offene Fragen
Ratsweg-Festplatz sorgt für Unruhe
Der derzeit favorisierte Standort auf dem Festplatzgelände am Ratsweg steht massiv in der Kritik. Anwohner, Vertreter der Dippemess, Flohmärkte und Kleingartenvereine sehen darin einen Verlust eines wichtigen sozialen Treffpunkts. Das Gelände sei kein freies Areal, sondern ein Ort des Austauschs verschiedener Gruppen. Eine Bürgerin sagte im Ausschuss, man wolle gute Bildung, aber nicht auf Kosten der Nachbarschaft.
Auch Schausteller äußerten deutliche Sorgen. Zeitungsberichte über den möglichen Bau der Schule würden Unsicherheit schaffen. Sie wüssten oft nicht, ob sich Investitionen noch lohnten. Die Frage, wann entschieden werde, bleibe unbeantwortet. Die Stadt betont, man kenne die Bedenken und nehme sie ernst.
Standort auf Google Maps prüfen:
Karte: Google Maps / Standort des Objekts
Prüfung von Alternativen in ganz Frankfurt
Nach Angaben von Sylvia Weber wurden bislang 16 Standorte untersucht. Einer oder zwei seien in der engeren Auswahl. Insgesamt habe die Stadt rund 20 Flächen geprüft, darunter auch das Binding-Gelände. Man wolle sicherstellen, dass die Schule „in guter Nachbarschaft ankommt“. Auch das Gelände in Offenbach wurde bewertet. Eine Entscheidung soll bis Ende des Jahres fallen.
Die Debatte im Ausschuss für Planen, Wohnen und Städtebau blieb dennoch hitzig. Eyup Yilmaz (fraktionslos) kritisierte, seit zwei Jahren höre man dieselben Aussagen. Er forderte, den Vorschlag des Ortsbeirats 7 ernsthaft zu prüfen, der eine Ansiedlung im neuen „Stadtteil der Quartiere“ nördlich der Heerstraße bevorzugt. Dort könnten gleich mehrere Schulen entstehen.
Politische Kritik an Verzögerungen
Sebastian Papke (FDP) bemängelte das Fehlen einer öffentlichen Liste geprüfter Standorte. Auch Dominike Pauli (Linke) fragte, ob das Binding-Gelände tatsächlich weiter im Rennen sei. Ulrich Baier (Grüne) erklärte, die Abstimmung über Alternativen erfolge in enger Zusammenarbeit mit Bund und Europäischer Zentralbank. Eine endgültige Entscheidung gebe es noch nicht.
Manfred Zieran (ÖkoLinx) sprach offen von einer Täuschung. Er vermute, die Verwaltung kenne den Zielort längst. Weber entgegnete, es gebe keinen Standort ohne Nachteile. Sie verwies auf Nutzungskonflikte, Verkehrsfragen und Flächenbedarf. Im neuen Quartier könnten zwar sechs Hektar für die Schule bereitstehen, doch dann würde Wohnraum fehlen – ein bekanntes Problem in der Stadt, wie auch Frankfurts angespannter Wohnungsmarkt zeigt.
Zeitdruck und offene Fragen
Der Ausschuss plant eine weitere Sitzung am 2. Dezember. Dann sollen genauere Aussagen folgen. Yilmaz unterstellte Weber politische Motive und vermutete, dass eine Entscheidung erst nach den Wahlen falle. CDU-Vertreter Thomas Dürbeck erinnerte daran, dass der Ratswegplatz früher als Joker im Rennen um die AMLA-Behörde galt.
Die Lage ist dringlich. Der aktuelle Standort der Europäischen Schule in der Nordweststadt ist überfüllt und sanierungsbedürftig. Die Verkehrsprobleme bleiben ungelöst, die Kosten steigen. Sollte keine Entscheidung fallen, droht eine weitere Verzögerung – mit Folgen für Familien, Schüler und lokale Betriebe.
Zur Verdeutlichung der finanziellen Herausforderungen im Bildungsbereich steht die Stadt vor ähnlichen Problemen wie beim Sanierungsstau an anderen Frankfurter Schulen. Auch hier zeigen sich Planungsdefizite, die viele Projekte betreffen.
Gleichzeitig erinnert die Situation an andere kommunale Verzögerungen wie bei den Planungen in Offenbach, wo ebenfalls Flächenkonkurrenz und Entscheidungsstau herrschen.
Fest steht: Frankfurt muss handeln, um Bildung und Stadtentwicklung in Einklang zu bringen. Eine Lösung für die Europäische Schule ist überfällig.
Quelle: Frankfurter Neue Presse



